Allergien

Heuschnupfen – Symptome und Ursachen der Pollenallergie

Lesedauer: 10 min
von Anja Müller-Lehmbach
von Anja Müller-Lehmbach
Martin Gschwender – Spezialist für Mikronährstoffe

Wissenschaftlich geprüft von: Martin Gschwender

Was fällt Ihnen als Erstes ein, wenn Sie an den Frühling denken? Vermutlich blühende Wiesen, zwitschernde Vögel und die ersten warmen Sonnenstrahlen. Für Allergiker bedeutet das Frühlingserwachen vor allem eines: Pollen und Gräser! Sobald es draußen wärmer wird, geht es für die weltweit rund 400 Millionen an allergischer Rhinitis leidenden Menschen wieder los mit den tränenden, juckenden Augen, dem Niesen und der laufenden Nase. Aber was ist eine Allergie überhaupt und warum scheint die Zahl der Allergiker in den letzten Jahren dramatisch zu steigen?

Heuschnupfen - Symptome und Ursachen der Pollenallergie

Auf einen Blick

  • Heuschnupfen (allergische Rhinitis) ist eine Überreaktion des Immunsystems auf Pollen, die fälschlicherweise als Bedrohung erkannt werden.

  • Typische Symptome sind Niesen, laufende oder verstopfte Nase, Juckreiz, tränende Augen, Kratzen im Hals, Husten, Müdigkeit und Kopfschmerzen.

  • Risikofaktoren umfassen genetische Veranlagung, frühere Allergien, Asthma bronchiale, Umweltfaktoren und eine geringe Keimexposition in der Kindheit.

  • Behandlungsmöglichkeiten reichen von Prävention (Pollen vermeiden, Schutzmaßnahmen) über Medikamente (Antihistaminika, Nasensprays) bis hin zu alternativen Methoden (Akupunktur, Ernährungsanpassung) und langfristiger Hyposensibilisierung.

  • Tipps für Allergiker: Pollenvorhersagen beachten, Fenster geschlossen halten, regelmäßig Kleidung und Haare reinigen sowie Luftreiniger nutzen. Medikamenteneinnahme nach Möglichkeit auf ein Minimum reduzieren.

 

Heuschnupfen: Definition

Heuschnupfen – oder wissenschaftlich „allergische Rhinitis“ – ist im Grunde genommen eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Pollen und Gräser in der Luft. Wenn diese mit den Atemwegen oder Augen in Kontakt kommen, schlagen die Abwehrkräfte von Allergikern Alarm.

Dabei werden die kleinen Blütenstaub-Partikel fälschlicherweise für gefährliche Eindringlinge gehalten. In der Folge feuert das Immunsystem eine ganze Reihe an Abwehrstoffen, darunter Histamin, ab. Es kommt je nach Fall zu einer Entzündung der Nasenschleimhaut (Rhinitis). Ist auch die Bindehaut betroffen, wird hingegen von einer Rhinokonjunktivitis gesprochen. Die Auswirkungen ähneln im Großen und Ganzen denen einer typischen Erkältung.

 

Welche Ursachen und Risikofaktoren verursachen Heuschnupfen

Ursachen von Heuschnupfen

1. Pollenexposition: Damit Heuschnupfen entsteht, müssen zwei Faktoren gegeben sein. Der erste davon ist der Kontakt mit Pollen von Bäumen, Gräsern oder Kräutern. Dieser Blütenstaub wird von Pflanzen zur Vermehrung freigesetzt.

  • Baumpollen: Sie fliegen vor allem im Frühling. Zu den frühesten Vertretern gehören Bäume wie Hasel, Erle und Ulme. Auch die Pflanzenpollen der Birke können die Schleimhäute reizen und dafür sorgen, dass Beschwerden wie Fließschnupfen oder Schwellungen der Mund- und Rachenschleimhäute entstehen.

  • Gräserpollen: Ab dem frühen Sommer fangen auch Gräser- und Getreidepollen wie Knäuelgras oder Roggen an, Allergiker zu plagen.

  • Kräuterpollen: Vom Sommer bis in den Herbst hinein gesellen sich auch Kräuter wie Beifuß oder Ambrosia hinzu.

2. Immunsystem: Damit das Immunsystem Pollen überhaupt als „Feinde“ einstuft, muss eine gewisse Prädisposition, also Veranlagung vorliegen. Die Gründe hierfür sind vielfältig, eine entscheidende Rolle kann jedoch der Darm spielen. Hierzu später mehr.

 


Pollenflugkalender: Pollenflugkalender mit Blütezeiten und Pollenbelastung im Jahresverlauf

 

Risikofaktoren für Heuschnupfen

  • Genetische Veranlagung: Sofern ein oder beide Elternteile unter Allergien leiden, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie diese Anfälligkeit auch an ihre Kinder vererben.1

  • Geschlecht und Alter: Wie wahrscheinlich die Ausprägung einer allergischen Rhinitis ist, hängt auch stark von Geschlecht und Alter ab. Während Jungen bis zur Pubertät ein anderthalb so hohes Risiko haben, wendet sich das Blatt bei beiden Geschlechtern in diesem Lebensabschnitt. Dann sind heranwachsende Frauen deutlich häufiger betroffen. Zudem weisen ihre Allergien im Schnitt einen höheren Schweregrad auf.2

  • Kein Stillen im Säuglingsalter: Muttermilch versorgt Säuglinge in vielerlei Hinsicht mit lebenswichtigen Nährstoffen – Nährstoffe, die dem Heranwachsenden fehlen, wenn aus welchen Gründen auch immer nicht gestillt wird. Die Forschung ist sich einig, dass Personen, auf die letzteres zutrifft, ein erheblich höheres Risiko haben, einen Heuschnupfen zu entwickeln.3

  • Fehlen früher Exposition: Ein Begriff, auf den man im Zusammenhang mit der Entwicklung von Allergien schnell stößt, ist die sogenannte Hygienehypothese. Sie besagt, dass heutzutage Kinder gerade in der westlichen Welt sehr viel reinlicher aufwachsen, daher weniger Keimen ausgesetzt sind und so ein erhöhtes Risiko haben, Allergien zu entwickeln. Diese frühe Exposition trägt normalerweise dazu bei, dass die Gemeinschaft der Bakterien in unserem Darm (Mikrobiom), die im engen Kontakt mit dem Immunsystem steht, vielfältig bzw. breiter aufgestellt ist und unsere Abwehrsysteme erfolgreicher dabei schult, Allergene als harmlose Stoffe zu identifizieren.4

  • Darüber hinaus stehen Umweltgifte, Kosmetika oder auch Schwermetalle im Verdacht, die Entwicklung einer Allergie zu begünstigen.


Welche Ursachen und Risikofaktoren verursachen Heuschnupfen

 

Typische Symptome bei Heuschnupfen

Bei einer Pollenallergie unterscheiden sich die Symptome und deren Intensität je nach Betroffenem stark. Während die Allergie für manche lediglich eine Unannehmlichkeit ist, kann sie andere sehr in ihrem Alltag einschränken, insbesondere in der Hochsaison des Pollen- und Gräserflugs. Folgende Beschwerden können bei Heuschnupfen auftreten:

  1. Niesen: Ein unaufhörliches Kitzeln, Jucken oder Fremdkörpergefühl gefolgt von Niesen ist eines der häufigsten Heuschnupfen-Symptome. Es kann gelegentlich, aber auch anfallartig auftreten.

  2. Nasenfluss (Rhinorrhoe): Ein klarer, wässriger Ausfluss aus der Nase ist ebenso typisch und oft ein Unterscheidungsmerkmal zu einem Infekt, bei dem das Sekret meist eine gelb-grünliche Färbung annimmt.

  3. Verstopfte Nase: Die durch Pollen verursachte Reizung lässt die Nasenschleimhäute anschwellen, was zu einem Verstopfungsgefühl und Einschränkungen beim Atmen führen kann.

  4. Juckreiz: Allergischer Juckreiz kann sowohl die Nase, Augen, den Rachen als auch die Ohren betreffen.

  5. Tränende Augen: Auch Ausfluss aus den Augen kann in unterschiedlicher Intensität auftreten und unter Umständen zu Beeinträchtigungen der Sicht führen.

  6. Rötungen und Schwellungen der Augen: Ein weiteres Symptom, das die Augen betreffen kann, sind Rötungen und Schwellungen, die für ein „verheultes“ Erscheinungsbild sorgen.

  7. Kratzen im Hals und Husten: Diese Symptome können einerseits durch die rein physische Missempfindung durch Ablagerungen bei hoher Pollenbelastung entstehen oder durch herabfließen von Nasensekret in den Rachen (postnasaler Tropfen).

  8. Erschöpfung und Müdigkeit: Die belastenden Symptome, vor allem aber der ständige Kampf des Körpers gegen die Allergene sind wahre Energieräuber.

  9. Kopfschmerzen: Wenn durch Schwellungen in den Nebenhöhlen Schmerzen entstehen, können diese auch in die Kopfregion ausstrahlen.

  10. Geruchs- und Geschmacksverlust: Allergien können sogar zu vorübergehenden Beeinträchtigungen des Geruchssinns und in der Folge auch des mit ihm eng in Verbindung stehenden Geschmackssinns führen.


Typische Symptome bei Heuschnupfen Grafik

 

Wie entsteht eine allergische Reaktion auf Pollen? Die Rolle des Immunsystems

Bei Heuschnupfen kommt es im Körper zu komplexen biochemischen Vorgängen, die dafür sorgen, dass das Immunsystem die eigentlich harmlosen Pollen als Gefahrenquelle einschätzt und diese bekämpft. Daher auch die einer Erkältung ähnelnden Symptome. Im Folgenden möchten wir vereinfacht skizzieren, was dabei passiert:


1. Sensibilisierung

  • Erstkontakt mit Pollen: Der erste Kontakt mit Pollen verursacht noch keine spürbaren Symptome. In dieser Phase entwickelt der Körper bei entsprechender Veranlagung (z. B. erblich oder bei fehlender Exposition durch Keime im Kindesalter) eine eigentlich unnötige Sensibilität gegenüber den Allergenen.

  • Antigenpräsentation: Spezialisierte Immunzellen, die sogenannten antigenpräsentierenden Zellen, nehmen den Blütenstaub auf und „zeigen“ sie einer bestimmten Art von weißen Blutkörperchen, den T-Helferzellen. Diese T-Helferzellen spielen eine wichtige Rolle bei der Steuerung des Immunsystems.

  • Kommunikation zwischen T-Helferzellen und B-Zellen: Als nächstes senden die T-Helferzellen Signale an eine weitere Art von Immunzellen, den B-Zellen.

  • Produktion von IgE-Antikörpern: Die Aufgabe der B-Zellen besteht nun darin, spezielle Abwehrstoffe, die IgE-Antikörper, zu produzieren. Diese heften sich an zwei weitere weiße Blutkörperchen, Mastzellen und Basophile an. Obwohl von diesen Vorgängen noch nichts zu spüren ist, hat der Körper so bereits eine Abwehrreaktion für künftige Kontakte mit diesem Allergen „abgespeichert“.

 

2. Allergische Reaktion (bei erneutem Kontakt mit Pollen)

  • Reexposition: Kommt es zu einem weiteren Kontakt mit Pollen, ist das Immunsystem bereits „scharf gestellt“. Ab jetzt treten die typischen allergischen Symptome auf. Die Allergene binden sich direkt an die IgE-Antikörper, die sich auf den Mastzellen befinden.

  • Degranulation der Mastzellen: Diese Zellen setzen nun ihre chemischen Mediatoren, unter anderem Histamin und Leukotriene und Prostaglandine, frei.

  • Wirkung der Mediatoren: Diese Stoffe lösen folgende Symptome aus:
    - Histamin verursacht Juckreiz, Schwellungen, eine laufende Nase und Rötungen.
    - Leukotriene und Prostaglandine verstärken die Entzündung, was zu verstopfter Nase, Husten und Atembeschwerden führt.

 

3. Entzündungsreaktion

  • Anlockung weiterer Immunzellen: Ist der Körper regelmäßig Pollen ausgesetzt, werden weitere Immunzellen wie Eosinophile und Neutrophile angelockt, welche die Entzündungsreaktion weiter verstärken.

  • Chronische Entzündung: Bei wiederholtem Pollen-Kontakt kann sich eine chronische Entzündung entwickeln. Das kann dazu führen, dass Schleimhäute dauerhaft gereizt oder sogar geschädigt werden.

Die Entstehung der allergischen Reaktion auf Pollen - das Immunsystem

 

Wie kann Allergikern bei Pollenallergie geholfen werden?

1. Präventive Maßnahmen

  • Vermeidung von Pollen: Zuhause können Sie die Belastung verringern, indem Sie Fenster und Türen so weit wie möglich geschlossen halten.

  • Pollenfilter: Gerade im Sommer, wenn die Temperaturen ein ständiges Geschlossenhalten der Fenster nicht zulassen, können Sie Fenster mit speziellen Pollenfiltern versehen. Darüber hinaus gibt es Luftfilter, die die Belastung in Wohnräumen auf einem geringen Niveau halten.

  • Kleidung und Haare waschen: Nach einem Aufenthalt im Freien sollten Sie duschen, wenigstens aber die Haare waschen, um Pollen loszuwerden, die sich auf dem Körper abgesetzt haben.

  • Tägliche Pollenvorhersagen beachten: Informieren Sie sich über die Pollenbelastung und planen Sie Aktivitäten im Freien entsprechend.

  • Brillen und Hüte: Eine gewisse, wenn auch nicht besonders zuverlässige Entlastung können außerdem Hüte und Brillen liefern, um den Kontakt der Pollen mit den Augen zu minimieren.

 

2. Medikamentöse Behandlung

  • Antihistaminika: Antihistaminika sind zwar sehr effektive Medikamente, um die Symptome von Heuschnupfen zu lindern, doch sie gehen mit nicht zu verachtenden Nebenwirkungen einher: allem voran heftige Müdigkeit. Je nach Präparat können diese Auswirkungen so stark sein, dass sogar von einer Teilnahme am Straßenverkehr abgeraten wird.

  • Kortikosteroide: Diese zu den Steroidhormonen zählenden Medikamente werden häufig in Form von Nasensprays dargereicht und können für Linderung bei Symptomen wie geschwollenen Schleimhäuten, Niesen und Juckreiz verschaffen. Sie können aber auch zu Austrocknen/Trockenheit der Schleimhäute und in der Folge zu Nasenbluten und Krustenbildung führen.

  • Mastzellenstabilisatoren: Ähnlich wie Antihistaminika hemmen auch Mastzellenstabilisatoren die Freisetzung von Histamin und anderen Entzündungsmediatoren aus den Mastzellen.

  • Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten: Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten hingegen blockieren die Wirkung der Leukotrienen, die bei Entzündungen freigesetzt werden und die Entzündung intensivieren.

  • Dekongestiva: Dieser Arzneistoff hat abschwellende Wirkung und wird daher meist als Nasenspray angeboten. Auch wenn sie kurzfristig Linderung schaffen, sollten Sie sie nur über wenige Tage hinweg verwenden, da andernfalls eine Abhängigkeit entstehen kann.

 

3. Alternative und neuartige Therapien

  • Akupunktur: Die vielseitige Akupunktur findet auch bei Allergien wie der allergischen Rhinitis Anwendung. Tatsächlich konnten Studien zeigen, dass bei Patienten, die über vier Wochen dreimal wöchentlich einer Behandlung unterzogen wurden, eine signifikante Verbesserung ihrer Symptome im Vergleich zu Patienten zu beobachten war, die keine Akupunktur bekommen hatten.5

  • Ernährungsanpassung: Tatsächlich gibt es einige Lebensmittel, die Stoffe beinhalten, die auf unterschiedliche Weise bei Heuschnupfen helfen können. Zumindest in der Theorie: So enthält Fisch Omega-3-Fettsäuren, die die durch Allergien ausgelösten Entzündungsprozesse reduzieren können. Grüner Tee, Zwiebeln und Knoblauch hingegen enthalten Quercetin, das die Histaminfreisetzung hemmt. Allerdings dürften sich die Effekte in Grenzen halten.

  • Berücksichtigung der Rolle des Darmmikrobioms: Die Bakterienlandschaft in unserem Darm spielt eine entscheidende Rolle für das Abwehrsystem. Das gilt gleichermaßen für Infekte als auch für allergische Reaktionen, die lediglich eine Fehleinschätzung des Immunsystems sind. Die genauen Zusammenhänge können Sie im übernächsten Abschnitt nachlesen.

 

Die Rolle der Hyposensibilisierung bei der Behandlung von Allergien

Gerade wenn der Pollenflug für Betroffene zu einer so großen Belastung wird, dass er sie erheblich im Alltag einschränkt und Antihistaminika aufgrund ihrer Nebenwirkungen auch keine Lösung sind, kann sich eine Hyposensibilisierung (auch Desensibilisierung) für Allergiker lohnen. Denn im Gegensatz zu akuten Lösungsansätzen ist sie auf langfristigen Erfolg ausgelegt. Sie findet aber nicht nur bei Heuschnupfen, sondern auch bei Insektengiftallergien oder bestimmten Nahrungsmittelallergien Anwendung.

Dabei wird das Immunsystem schrittweise durch zunächst extrem geringe und später höhere Dosen an das problematische Allergen gewöhnt, um so seine Sensibilität nach und nach herabzusetzen und eine Toleranz zu entwickeln.

Es gibt zwei verschiedene Formen der Hyposensibilisierung. Bei der subkutanen Immuntherapie wird das Allergen in regelmäßigen Abständen unter die Haut injiziert. Die Alternative stellt die sublinguale Immuntherapie dar, bei der das Allergen in Tropfen- oder Tablettenform unter der Zunge verabreicht wird. Speziell eine subkutane Hyposensibilisierung muss immer unter „Reanimationsbedingungen“ erfolgen, da es gegebenenfalls zu ungeplanten schweren allergischen Reaktionen kommen kann.

Eine Desensibilisierung ist aber nicht von heute auf morgen getan und dauert mitunter bis zu fünf Jahre – und das nach dieser langen Zeit auch nur mit ungewissem Erfolg. Insbesondere dann, wenn die Disziplin über diesen langen Zeitraum nachlässt. Bei manchen Patienten verstärken sich die Symptome nach Ende der Therapie wieder. Auch sollte man insbesondere bei der subkutanen Immuntherapie den Organisations- und Zeitaufwand nicht unterschätzen, da alle ein bis zwei Wochen Arztbesuche terminiert werden müssen.


Die Rolle der Hyposensibilisierung bei Allergien

 

Welche Rolle spielt der Darm bei Allergien?

Ein noch recht neuer, aber bereits sehr vielversprechender Ansatzpunkt bei Allergien ist das Darmmikrobiom, also das in unserem Darm lebende Ökosystem aus Milliarden Bakterien und anderen Mikroben. Diese sind nicht nur äußerst zahlreich, sondern auch unglaublich vielfältig vertreten. Aktuell geht die Forschung von über 100 verschiedenen Gattungen aus. In zahlreichen Studien konnte nachgewiesen werden, dass diese kleinen Helfer ganz maßgeblich zu unserem Wohlbefinden beitragen – beziehungsweise zu verschiedenen Problemen, wenn deren Vielfalt und/oder Vielzahl aus ganz unterschiedlichen Gründen, wie etwa einer unausgewogenen Ernährung oder einer erfolgten Antibiotikabehandlung, reduziert ist. Dieser Zustand wird von Experten auch Dysbiose genannt.

Aufgrund der hohen Komplexität dieses Ökosystems kratzt die Wissenschaft noch immer an der Oberfläche, doch Studien belegen schon jetzt, dass eine Dysbiose mit mannigfaltigen gesundheitlichen Beschwerden in Verbindung steht; unter anderem mit Gewichts- oder Hautproblemen, unerklärlichen Müdigkeits- und Erschöpfungszuständen – und eben Allergien.

Aber was haben Allergien mit dem Darm zu tun? Eine Allergie ist bekanntermaßen nichts anderes als eine Fehlinterpretation des Immunsystems eigentlich harmloser Stoffe aus unserer natürlichen Umwelt. Heute weiß man, dass sich rund 70 Prozent aller Immunzellen im Darm befinden. Etwa 80 Prozent der Abwehrreaktionen finden hier statt. Und genau hierin besteht die entscheidende Verbindung zwischen dem Mikrobiom und der Wahrscheinlichkeit, eine Allergie wie Heuschnupfen zu entwickeln.

Zu den genannten Immunzellen zählen eben auch die regulatorischen T-Zellen, die überwiegend im Darm gebildet werden. Wenn die Vielfalt und Vielzahl der Darmbakterien beeinträchtigt ist, können nicht mehr ausreichend regulatorische T-Zellen gebildet werden, was in der Folge zu einer überschießenden Immunreaktion (Allergie) führen kann. Diesen im Detail sehr komplexen Zusammenhang konnten Forscher der University of Chicago in einer vielbeachteten Studie an Mäusen im Detail nachvollziehen. Dafür wurde der Darm von keimfreien Mäusen – also Mäusen ohne Mikrobiom und ohne Allergien – gezielt mit dem Mikrobiom von Allergikern besiedelt.

Nach diesem Mikrobiomtransfer reagierten die vorher keimfreien Mäuse ebenfalls allergisch auf dieselben Fremdstoffe. Es gab also einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Ausprägung des Mikrobioms und der dazugehörigen allergischen Reaktion. Außerdem konnten die Forscher in diesem Fall auch ein reduziertes Niveau der sogenannten regulatorischen T-Zellen nachweisen. Im zweiten Schritt wollten die Forscher überprüfen, ob dieser Mechanismus auch in die andere Richtung funktioniert. Dafür führten sie den jetzt allergischen Mäusen das Mikrobiom von gesunden, nicht-allergischen Menschen zu. Das Ergebnis bestätigte ihre Vermutung: Die Mäuse reagierten nicht mehr allergisch, die Allergieneigung war verschwunden!6,7

 

Übertragung des Mikrobioms in Mäusestudie

 

Ihre Schlussfolgerung: Der Darm beziehungsweise der Zustand des in ihm lebenden Mikrobioms kann ebenfalls eine wichtige Rolle im komplexen Prozess der Entstehung und des Wiederauftretens von Allergien spielen. Dabei ist es ihnen zufolge entscheidend, dass der Körper eine hohe Vielzahl und Vielfalt an Darmbakterien in sich trägt.

 

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Fazit

Heuschnupfen, auch als allergische Rhinitis bekannt, ist eine allergische Reaktion auf Pollen, die Symptome wie Niesen, verstopfte Nase und tränende Augen verursacht. Die Ursachen sind vielschichtig und reichen von genetischer Veranlagung bis hin zu Einflüssen von außen. Präventive Maßnahmen wie das Meiden von Pollenquellen und Luftfilter können in gewissem Maße Linderung verschaffen, oft sind aber medikamentöse oder alternative Behandlungen wie Antihistaminika oder Nasensprays respektive Akupunktur oder Ernährungsanpassungen nötig. Langfristig kann eine Hyposensibilisierung helfen, die Empfindlichkeit des Immunsystems zu reduzieren.

Ein vielversprechender neuartiger Ansatz rückt außerdem die Rolle des Darms beziehungsweise des Darmmikrobioms in den Mittelpunkt, da letzteres im engen Austausch mit dem Immunsystem steht.

Häufig gestellte Fragen

Wie kann man die Symptome von Heuschnupfen lindern?

Die Symptome von Heuschnupfen lassen sich durch die Einnahme von Antihistaminika, Verwendung von Nasensprays, Meiden von Pollen und durch eine gesunde Lebensweise lindern. Viele von ihnen sind jedoch mit Nebenwirkungen wie Müdigkeit oder potenzieller Abhängigkeit verbunden und sollten daher nur sparsam verwendet werden.

Wie können die Atemwege während dem Pollenflug geschützt werden?

Während der Pollenflugzeit gibt es verschiedene Maßnahmen, um die Atemwege zu schützen. An Tagen mit hoher Pollenbelastung ist es ratsam, den Aufenthalt im Freien zu vermeiden, Fenster und Türen geschlossen zu halten sowie Pollenschutzmasken oder Sonnenbrillen zu tragen. Nach dem Aufenthalt draußen sollten Kleidung gewechselt und eine Dusche genommen werden, um Pollen zu entfernen. Zudem hilft der Einsatz von Luftreinigern in Innenräumen Pollen sowie Luftverschmutzung zu filtern und die Luftqualität zu verbessern.

Was ist eine Kreuzallergie?

Eine Kreuzallergie entsteht, wenn das Immunsystem auf ähnliche Proteine in verschiedenen Allergenen reagiert – etwa auf Pollen und bestimmte Lebensmittel. So kommt es vor, dass Birkenpollenallergiker auch auf Äpfel, Haselnüsse oder Karotten empfindlich reagieren. Typische Symptome sind Jucken oder Brennen im Mund, Schwellungen der Lippen oder leichte Atembeschwerden.

Wie lässt sich Heuschnupfen behandeln?

Heuschnupfen kann durch Medikamente wie Antihistaminika und Kortikosteroide sowie durch Immuntherapie und Vermeidung von Allergenen behandelt werden. Darüber hinaus sehen Forscher großes Potenzial in einem Ansatz über das Mikrobiom.

Autor des Ratgeber-Artikels zur Darmgesundheit und Ernährung – Fachkundige Tipps für eine gesunde Darm-Ernährung
Autor dieses Beitrags:

Anja Müller-Lehmbach

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Quellen:

[1] Bønnelykke K., Sparks R., et al. (2015): Genetics of allergy and allergic sensitization: common variants, rare mutations. Curr Opin Immunol. 2015 Oct;36:115-26. doi: 10.1016/j.coi.2015.08.002.
[2] Standl M.: Geschlechterforschung bei allergischen Erkrankungen. Allergie Informationsdienst, Helmholtz Munich. https://www.allergieinformationsdienst.de/forschung/geschlechterforschung (Zuletzt abgerufen am: 13.03.2025).
[3] Ding Y., Zhu C., et al. (2024): Breastfeeding and risk of food allergy and allergic rhinitis in offspring: a systematic review and meta-analysis of cohort studies. Eur J Pediatr. 2024 Aug;183(8):3433-3443. doi: 10.1007/s00431-024-05580-w.
[4] Strachan D. P. (1989). Hay fever, hygiene, and household size. BMJ (Clinical research ed.), 299(6710), 1259–1260. https://doi.org/10.1136/bmj.299.6710.1259
[5] Choi S. M., Park J. E., et al. (2013): A multicenter, randomized, controlled trial testing the effects of acupuncture on allergic rhinitis. Allergy. 2013 Mar;68(3):365-74. doi: 10.1111/all.12053.
[6] Ivory K., Wilson A. M., et al. (2013): Oral delivery of a probiotic induced changes at the nasal mucosa of seasonal allergic rhinitis subjects after local allergen challenge: a randomised clinical trial. PLoS One. 2013 Nov 15;8(11):e78650. doi: 10.1371/journal.pone.0078650.
[7] Nembrini C., Singh A., et al. (2015): Oral administration of Lactobacillus paracasei NCC 2461 for the modulation of grass pollen allergic rhinitis: a randomized, placebo-controlled study during the pollen season. Clin Transl Allergy. 2015 Dec 9;5:41. doi: 10.1186/s13601-015-0085-4.

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