Allergien

Alles über Hausstauballergie: Wie sie sich äußern, was die Ursache ist und was helfen kann

Lesedauer: 8 min
von Thomas Weber-Lorenz
von Thomas Weber-Lorenz
Dr. Joachim Bandlow – Allgemeinmediziner, Experte für Komplementärmedizin und Naturheilkunde

Wissenschaftlich geprüft von: Dr. Joachim Bandlow

Eine Hausstauballergie ist eine Reaktion des Immunsystems auf bestimmte Eiweiße in den Ausscheidungen von Hausstaubmilben. Diese mikroskopisch kleinen Spinnentiere leben von Hautschuppen und fühlen sich besonders in feuchten, warmen Umgebungen wohl – etwa in Matratzen, Kissen, Teppichen und Polstermöbeln.

Alles über Hausstauballergie - Symptome und Ursachen bei der Allergie gegen Hausstaubmilben

Auf einen Blick

  • Hausstauballergie ist eine Überempfindlichkeitsreaktion auf Ausscheidungen von Hausstaubmilben.

  • Symptome: Niesen, juckende Augen, Husten, Kurzatmigkeit, Ekzeme, Kopfschmerzen und Müdigkeit.

  • Ursachen: Durch genetische Prädisposition, verschiedene Umweltfaktoren, den Lebensstil oder auch die Beschaffenheit des Darmmikrobioms kann es vorkommen, dass das Immunsystem auf Milbenkot überreagiert.

  • Zur Behandlung eignen sich verschiedene konventionelle Ansätze, die alle ihre Vor- wie Nachteile mit sich bringen. Dazu gehören: Antihistaminika, Kortikosteroide oder eine Immuntherapie.

  • Da der Zusammenhang zwischen dem Darm und dem Immunsystem zunehmend erforscht wird, stehen auch Mikrokulturenpräparate hoch im Kurs, wenn es um modernere Ansätze geht.

Hausstauballergie – Definition

Eine Hausstauballergie ist eine Reaktion des Immunsystems auf bestimmte Eiweiße in den Ausscheidungen von Hausstaubmilben. Diese mikroskopisch kleinen Spinnentiere leben von Hautschuppen und fühlen sich besonders in feuchten, warmen Umgebungen wohl – etwa in Matratzen, Kissen, Teppichen und Polstermöbeln.

Das Immunsystem von Menschen mit einer Hausstauballergie stuft diese an sich harmlosen Proteine als Bedrohung ein. Wird der Milbenkot eingeatmet, reagiert der Körper mit typischen Allergiesymptomen an Augen und in den Atemwegen. Im Gegensatz zu Pollenallergien kann eine Hausstauballergie das ganze Jahr über Beschwerden verursachen, besonders morgens nach dem Aufwachen oder beim Bettenmachen, wenn sich in der Bettwäsche befindliche Partikel aufgewirbelt werden.

Was sind die Ursachen für Hausstaubmilbenallergie?

Die Antwort auf die Frage nach den Ursachen für eine Hausstauballergie ist zweigeteilt. Der eigentliche Auslöser, also das Allergen, auf welches das Immunsystem mit einer überschießenden Abwehrreaktion reagiert, ist mit dem Kot der Hausstaubmilben klar zu benennen. Warum jedoch der Körper überhaupt eine solche Reaktion zeigt, ist ein weitaus komplexeres Thema. Hier kommen höchst individuelle Faktoren ins Spiel:

  1. Genetische Veranlagung
    • Eine familiäre Häufung von Allergien erhöht das Risiko.

  2. Umweltfaktoren
    • Luftfeuchtigkeit, Teppiche beziehungsweise Oberflächen, die einen idealen Lebensraum für Hausstaubmilben bieten und deren Nahrung (Hautschuppen) sowie Ausscheidungen besser halten können; mangelnde Belüftung.

    • Übermäßige Hygiene: Wenn das Immunsystem zu wenig Reizen ausgesetzt ist, wird es nicht hinreichend geschult. Dadurch kann es zu Fehlinterpretationen auf harmlose Stoffe, also einer Allergie, kommen.

    • Mangelnde Hygiene: Diese betrifft vor allem die Reinigung des Wohnraums und von Textilien. Allergiker sollten diese regelmäßig waschen, um die Milbenbelastung so gering wie möglich zu halten.

  3. Lebensstil
    • Haustiere können durch Tierhaare noch mehr Milben sowohl Lebensraum als auch Nahrung bieten.

    • Ungesunde Ernährung: Eine ungesunde Ernährung kann zu einem Ungleichgewicht des Darmmikrobioms (nächster Punkt) führen.

  4. Darmgesundheit
    • Dysbiose, also ein aus dem Gleichgewicht geratenes Darmmikrobiom. Dieses Ungleichgewicht kann dazu führen, dass das Immunsystem bestimmte Proteine im Milbenkot überhaupt als Gefahr einstuft. Hierzu später mehr.

Welche Stoffe enthält der Kot von Hausstaubmilben?

  • Proteine: Proteine sind der Hauptauslöser für allergische Reaktionen. Sie stammen zum großen Teil von den Verdauungssekreten der Hausstaubmilben und den Bestandteilen ihrer abgestorbenen Körper.

  • Enzyme: Bestimmte Enzyme im Kot der kleinen Spinnentiere helfen ihnen bei der Verdauung, können auf den Menschen jedoch reizend wirken.

  • Chitin: Chitin ist ein Strukturprotein, das den Panzer der Hausstaubmilben bildet und auch in deren Kot vorkommt. Es kann immunologisch wirksam sein.

  • Fäkale Partikel: Unverdaute Nahrungspartikel mit hohem Allergiepotenzial.

  • Mikroorganismen: Der Kot von Hausstaubmilben ist für sich ebenfalls Nahrung und Lebensraum von Mikroorganismen wie Pilzen oder Bakterien, die ebenfalls Allergien auslösen können.

 

Welche Stoffe enthält der Kot von Hausstaubmilben?

 

Welche Symptome treten bei Hausstauballergie auf?

Je nach Schwere der Allergie und Milbenbelastung variieren die Symptome. Typisch sind:

Nasale Symptome

  • Niesen: plötzlich und anfallsartig

  • Laufende Nase: klarer, wässriger Ausfluss

  • Verstopfte Nase: erschwerte Nasenatmung durch angeschwollene Schleimhäute

Augenbeschwerden

  • Juckende Augen

  • Tränende Augen

  • Rote, geschwollene Lider, verursacht durch eine Entzündung der Augenlider und Bindehaut.

Atemwegsprobleme

  • Husten: trocken oder produktiv, v. a. nachts und morgens nach dem Aufstehen schlimmer

  • Kurzatmigkeit, insbesondere nach körperlicher Aktivität

  • Engegefühl in der Brust

  • Asthmaanfälle: Entstehung oder Verschlimmerung von Asthma

Hautreaktionen

  • Juckreiz, besonders an Gesicht und Händen

  • Ekzeme: Trockene, schuppende und entzündete Hautstellen

Allgemeine Beschwerden

  • Müdigkeit durch schlechten Schlaf aufgrund von Jucken oder Atembeschwerden

  • Kopfschmerzen durch verstopfte Nebenhöhlen

 

Welche Symptome treten bei Hausstauballergie auf?

 

Wie wird Hausstauballergie diagnostiziert und behandelt?

  • Diagnoseverfahren: Die Diagnostik beginnt in der Regel mit einem ausführlichen Gespräch über die Beschwerden und mögliche Auslöser

  • Anamnese & klinische Untersuchung: Der Arzt erfragt Symptome, deren Häufigkeit und Zusammenhang mit bestimmten Orten oder Zeiten. Eine körperliche Untersuchung kann Hinweise wie geschwollene Schleimhäute oder gerötete Augen liefern.

  • Hauttests: Beim sogenannten Prick-Test werden kleine Mengen allergenhaltiger Flüssigkeit auf die Haut getropft und die Haut leicht angeritzt. Bilden sich Quaddeln, spricht das für eine Sensibilisierung.

  • Intrakutantest: Hierbei wird das Allergen direkt in die Haut gespritzt. Diese Methode ist empfindlicher, wird aber meist nur angewendet, wenn der Prick-Test unauffällig bleibt.

  • Blutuntersuchungen: Ein erhöhter Gesamt-Immunglobulin-E-Wert kann auf eine Allergie hindeuten. Spezifische IgE-Antikörper gegen Hausstaubmilben liefern genauere Hinweise.

  • Provokationstests: Bei Bedarf wird der Patient gezielt dem Allergen ausgesetzt, z. B. durch Einatmen unter ärztlicher Aufsicht. Dies geschieht allerdings in aller Regel nur in spezialisierten Zentren.

  • Symptomtagebuch: Eine systematische Aufzeichnung der Beschwerden hilft, Auslöser und Muster zu erkennen und die Diagnose zu präzisieren.

 

Diagnoseverfahren für Hausstauballergie

 

Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten

Welche medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

  • Antihistaminika: Blockieren Histaminrezeptoren und lindern schnell besonders lästige Symptome wie Niesen, laufende Nase und Juckreiz. Erhältlich sind sie in Tablettenform, als Tropfen oder Sprays. Sie sind sehr effektiv, können aber zu starken Müdigkeitserscheinungen führen.

  • Nasale Kortikosteroide: Wirken entzündungshemmend auf die Nasenschleimhaut und reduzieren Schwellungen. Ideal bei chronischer Rhinitis. Allerdings sollten sie nur über sehr kurze Zeit verwendet werden, da die Gefahr einer Abhängigkeit besteht.

  • Bronchodilatatoren: Helfen bei Atemnot und asthmatischen Beschwerden, indem sie die Bronchien erweitern. Sie kommen v. a. bei gleichzeitigem allergischem Asthma zum Einsatz.

  • Mastzellstabilisatoren: Verhindern die Freisetzung von Histamin und anderen Entzündungsstoffen. Gut zur Prophylaxe, z. B. als Augentropfen oder Nasenspray.

  • Leukotrien-Rezeptorantagonisten: Blockieren bestimmte Entzündungsmediatoren und helfen insbesondere bei allergischem Asthma.

  • Desensibilisierung (spezifische Immuntherapie): Dabei wird das Immunsystem schrittweise an das Allergen gewöhnt. Die Therapie erfolgt über Monate oder Jahre in Form von Spritzen oder Tropfen/Tabletten unter der Zunge. Sie kann die Ursache der Allergie bekämpfen, nicht nur die Symptome.

Die besondere Rolle des Darms bei Allergien

Ein spannender, noch vergleichsweise neuer Forschungsbereich bei Allergien beschäftigt sich mit dem Darmmikrobiom – jenem komplexen Mikrokosmos aus Billionen von Bakterien und Mikroorganismen, der unseren Verdauungstrakt besiedelt. Diese Mikrobengemeinschaft ist nicht nur extrem artenreich, sondern auch individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt.

Aktuelle Schätzungen gehen von über 100 verschiedenen Bakteriengattungen aus. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen zunehmend: Ist dieses empfindliche Gleichgewicht gestört, kann das weitreichende Folgen für unsere Gesundheit haben. Eine solche Störung, bei der die Vielfalt oder Anzahl der Bakterien reduziert ist, wird als Dysbiose bezeichnet – oft ausgelöst durch falsche Ernährung, Stress oder Medikamente wie Antibiotika.

Obwohl die Forschung hier noch am Anfang steht, belegen schon jetzt Tausende Studien eindeutige Zusammenhänge zwischen einer gestörten Darmflora und zahlreichen Beschwerden – darunter Übergewicht, Hautprobleme, chronische Erschöpfung oder eben auch allergische Reaktionen.

Doch wie hängen Allergien und der Darm konkret zusammen? Die überraschende Antwort: Rund 70 % aller Immunzellen befinden sich im Darm, und etwa 80 % der Immunaktivität findet dort statt. Damit wird deutlich, wie eng das Mikrobiom mit unserem Abwehrsystem verknüpft ist. Eine gesunde Bakterienvielfalt wirkt dabei wie ein Trainingslager für das Immunsystem – und hilft ihm, echte von vermeintlichen Gefahren zu unterscheiden.

Besonders entscheidend sind dabei die sogenannten regulatorischen T-Zellen, die im Darm gebildet werden und eine wichtige Rolle bei der Steuerung unserer Immunabwehr spielen. Ist die Bakterienvielfalt des Darmmikrobioms gestört, können nicht genügend dieser regulatorischen T-Zellen gebildet werden. Die Folge: Das Immunsystem ist nicht mehr ausreichend gesteuert und stuft harmlose Stoffe wie die Proteine aus Hausstaubmilbenkot als Bedrohung ein.

Ein eindrucksvolles Beispiel lieferte ein Forschungsteam der University of Chicago: Sie übertrugen das Mikrobiom allergischer Menschen auf keimfreie Mäuse, die zuvor keinerlei allergische Reaktionen zeigten. Nach dem Transfer reagierten die Tiere plötzlich ebenfalls allergisch – ein klarer Hinweis auf den Einfluss des Darmmikrobioms. Umgekehrt verloren allergische Mäuse ihre Symptome, nachdem sie das Mikrobiom gesunder Spender erhielten. Zudem beobachteten die Forschenden in der ersten Gruppe deutlich weniger regulatorische T-Zellen – ein weiterer Hinweis auf die Bedeutung dieses Mechanismus.

Ein stabiles und vielfältiges Mikrobiom könnte daher ein zentraler Faktor bei der Entstehung und auch bei der möglichen Linderung von Allergien sein. Es lohnt sich also, die Darmgesundheit gezielt zu unterstützen – etwa durch probiotische Lebensmittel wie Joghurt, Kefir oder Miso beziehungsweise durch spezifische Mikrokulturenpräparate in Kombination mit einem insgesamt gesunden Lebensstil.

Tipps: Wie kann man Hausstaubmilben in der Wohnung reduzieren?

  • Staubsaugen mit HEPA-Filter

  • Regelmäßiges Waschen (Bettwäsche bei mind. 60°C)

  • Luftfeuchtigkeit senken(<50%)

  • Feuchtes Staubwischen

  • Verzicht auf Teppiche & schwere Vorhänge

  • Regelmäßiges Lüften

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Fazit

Die Hausstauballergie ist eine ganzjährig auftretende Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems auf bestimmte Eiweiße im Kot von Hausstaubmilben. Diese mikroskopisch kleinen Spinnentiere finden in unserer Wohnumgebung – insbesondere in Matratzen, Teppichen und Polstermöbeln – ideale Lebensbedingungen. Die typischen Symptome reichen von Niesanfällen und gereizten Augen über Husten und Atemnot bis hin zu Hautreizungen und Müdigkeit.

Die Ursachen sind vielfältig: Neben genetischer Veranlagung und Umweltfaktoren spielen auch der persönliche Lebensstil und die Gesundheit des Darms eine zentrale Rolle. Ein gestörtes Mikrobiom kann das Immunsystem aus dem Gleichgewicht bringen und allergische Reaktionen begünstigen.

Zur Behandlung stehen klassische Medikamente wie Antihistaminika oder Kortikosteroide, aber auch langfristige Therapien wie die Immuntherapie zur Verfügung. Immer stärker in den Fokus rückt zudem der präventive Ansatz über den Darm: Mikrokulturenpräparate und probiotische Lebensmittel können dazu beitragen, überschießende Immunreaktionen zu regulieren – und so auch die Beschwerden bei Hausstauballergie langfristig zu lindern.

Häufig gestellte Fragen

Wie behandelt man Hausstauballergie bei Kindern?

Eine Hausstauballergie bei Kindern wird oft mit einer Kombination aus Vermeidungsstrategien gegen die Allergene, medikamentöser Behandlung und gegebenenfalls einer Immuntherapie behandelt. Auch ein Ansatz über das Darmmikrobiom kann sinnvoll sein.

Wie beeinflusst Hausstauballergie Asthma?

Eine Hausstauballergie kann Asthma verschlimmern und sogar Anfälle auslösen. Grund dafür ist, dass die Allergene die Atemwege reizen und zu Entzündungen führen können.

Was ist eine Milbenallergie?

Eine Milbenallergie ist keine allergische Reaktion auf die Milben selbst, sondern auf Proteine in deren Ausscheidungen. Sie können zu Symptomen wie Niesen, verstopfter Nase und juckenden Augen führen.

Milben-Allergie - was tun?

Um die Symptome einer Milbenallergie zu lindern, sollten Sie regelmäßig Bettwäsche und Polster reinigen und idealerweise dazu allergikerfreundliche Bezüge verwenden. Bei schweren Symptomen kommt eine medikamentöse Behandlung in Frage. Auch ein Ansatz über Mikrokulturenpräparate kann sinnvoll sein.

Autor des Ratgeber-Artikels zur Darmgesundheit und Ernährung – Fachkundige Tipps für eine gesunde Darm-Ernährung
Autor dieses Beitrags:

Thomas Weber-Lorenz

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Quellen:

[1] Bønnelykke K., Sparks R., et al. (2015): Genetics of allergy and allergic sensitization: common variants, rare mutations. Curr Opin Immunol. 2015 Oct;36:115-26. doi: 10.1016/j.coi.2015.08.002.
[2] Abdel-Gadir A. et al, Microbiota therapy acts via a regulatory T cell MyD88/RORgammat pathway to suppress food allergy. Nat Med (2019);25(7):1164–74.

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Die Informationen auf dieser Seite stellen keine medizinische Beratung dar und sollten nicht als solche betrachtet werden. Konsultieren Sie Ihren Arzt, bevor Sie Ihre regelmäßige medizinische Versorgung ändern.